Spät des Abends dann rote Zwiebel, hälftig vorrätig, und Pilzscheiben angeröstet in reichlich gesundem Olivenöl, ergänzt um frisch aus größerer Quelle herstammenden Schinkenwürfeln und Zuckererbsenschoten (etwas an den Enden eingetrocknet) und eigentlich nur mit Pfeffer, frisch gemahlen, und etwas Rigani gewürzt. Die Crème fraîche war auch noch gut, wird so was überhaupt schlecht? Ach ja, Wein war noch drin, ein Schluck Rosé. Perfekt
Einige Stunden zuvor Diskussion über das Pfannen-F, BerlinerInnen sollen angeblich Fffanne sagen, die anderen Pfanne, erstaunlich, sind UreinwohnerInnen bekannt, die das bestätigen können?
Das muss noch nachgereicht werden, eine aus genau einer eingefrorenen Karkasse gefertigte Hühnerbrühe, die lindernde Wirkung verheißen sollte bei der Bekämpfung fieser Erkältungserscheinungen der letzten Woche. Ohne frisch aufgekochtes Gemüse — das ist Schnickschnack. Das grüne Gezippel darauf ist weder Petersilie noch Koriander.
Irgendwie bräunlich betrübt die rettende Suppe
Bei der Erkundung der ausgedehnten Vorratshaltung zur geschmacklichen Aufpeppung der etwas in der Gefälligkeit darniederliegenden Suppe fielen dann urplötzlich merkwürdige Packungen mit fremdländisch aussehenden Gestalten ins Auge. Zum letzten Mal wurden die vor Monaten vorstellig, um sich sodann feige bis zum Vorwahlkampf zu verdrücken.
Schon wurde in Erwägung gezogen eine amtliche Untersuchung vonstatten gehen zu lassen wie bekanntermaßen anempfohlen vom sozialdemokratischen Innensenator Körting in Berlin:
„Wenn wir in der Nachbarschaft irgendetwas wahrnehmen, dass da plötzlich drei etwas seltsam aussehende Menschen eingezogen sind, die sich nie blicken lassen oder ähnlich, und die nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen, dann sollte man glaube ich schon mal gucken, dass man die Behörden unterrichtet, was da los ist.“
Georg Kreisler — Frikashtasni
Aber dann Entwarnung, die Behörden wissen schon Bescheid (nicht doch — nicht der Koffer, was anderes) und schließlich dürfen auch Muslime mitspielen, wenn sich in der Moschee Leute „zusammenrotten und etwas Komisches besprechen.“ Puh, noch mal Glück gehabt, keine Denunziation beim Blockwart nötig, Zusammenrottungen sind ja per se unkomisch…
Trotz Hühnerbrühe also ganz umsonst ganz viele Sorgen gemacht.
Ohne bügelschlossverwöhnte Hingabe — Mohnstrudelbestände
Eine Menge neuer Kochblogs sind diesmal bei der mittlerweile schon sechsten DFssgF-Aktion dabei, wie immer dankenswerterweise von Schnuppensuppediktatorisch organisiert und so wurden pünktlich zum Ausklingen fieser leichter Erkältungsrunden dringend benötigte Stärkungen geliefert.
Als Urgestein des Pakettauschringes musste die immer äußerst blogaktive Absenderin unseres Paketes beim nunmehr sechsten Male in der Ideenfindung ausholen ohne selbstredend die traditionelle Bestückung zu vernachlässigen. Das zur Füllung verwendete Lokalblatt wies leider schon ausgefüllte Sudokokästchen auf, das kann nicht die Neuerung sein
Der frisch angesetzte Grüne-Walnusslikör (noch nie getrunken!) in der kugeligen Bügelverschlussflasche konnte probierungshalber zuerst dran glauben, Tribut musste an die wie immer aufopferungsvolle Tarnadresse geleistet werden, die sich trotz bekennender „Ich muss zwar noch arbeiten, ich darf das gar nicht trinken„-Sprüche sichtlich bekümmert aufopferte.
Schon von der Absenderin Küchenlatein als klassische Bestückung beigefügte Biofairbohnen der Landeshauptstadt des nördlichsten Bundeslandes mit gezacktem Wappen, das sich dort großer Beliebheit erfreut, der Kaffee wird in Bälde ausprobiert; Anreiz, die Esspressomaschine endlich zu reparieren
Nächstes Ziel ist eine Schachtel gefüllt mit selbstgebackenen kleinen Mohnstrudeln, gar nicht süß wie vermutet, eher geeignet ganz viel zu futtern, aber nicht so ganz unser Geschmack — für alle Interessierten, die ohne Mohn nicht mehr auskommen können findet sich hier das Rezept [Nachtrag, inzwischen sind alle weggefuttert, Bloggen macht hungrig ].
Haltbare Verkostungsmöglichkeit findet sich dann in Form von Kieler Sprotten — Spratuss sprattus genobbt (ohne Kopf und ohne Innereien), welche in Zusammenhang mit runden Walnuss-Vollkornbrotscheiben zu genießen sind, einem Meilenstein der Sylter Backkultur ohne Konservierungsstoffe, das Signet versehen mit Original-Leuchturm und merkwürdigerweise ohne Plopp-Verschluss, das mitgelieferte aus naturfrischen Urlaubsparadiesgegenden herstammende leichte Dithmarscher Dunkelbier hingegen hat sowohl Leuchttüme als auch einen Bügelverschluss und weiß das Manko auszugleichen.
Auch das Roggensauerteiggläschen mag auf das landestypische Verschlusssystem nicht mehr verzichten, verschicktechnisch bestand ja schon Erfahrung, jetzt müssen wir uns erst mal über Aufbewahrung und Haltbarkeit schlau machen, verwenden könnten wir ihn ja eigentlich prima für Flammkuchenteig.
Und ganz wunderbar — selbstgemachter Tomatenketchup, das wollten wir auch schon immer mal machen, über die begeisterte Inaussichtstellung der Fertigung nur leider nie hinausgekommen, als kleiner Anreiz jetzt ein sehr tomatig-curryig-schmeckendes eher festes Ketchup, ist da noch Paprika drin? Eine weitere Verkostung wird es zeigen.
Beugelbuddelflasche mit gleich drei zwei Leuchttürmen und einem Wasserturm
Vielen Dank an Küchenlatein für das schöne Paket und an Rosa für die für sie ja überraschungstechnisch nicht ganz so in Erstaunen versetzende Organsiation der Foodpaktversendung und die wie immer spannende Zusammenfassung aller Fresspakete.
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Torrone mit leichter schokoladenhafter Bodenstützung (und kleinerer Dellen)
Aaah, Torrone, die richtige natürlich, die Sonne Italiens, Spaniens oder wie auch immer auf den Tisch, nicht die mit Zucker in elegante Kartons gepresste Masse, die Honig nur als unerwünschte Zutat im Konsumgeschäft ansieht.
Honig — in echte Torrone muss Honig rein, sonst schmeckt sie nicht richtig. Die Fertigung dauert laaaaange, laaaaange Zeit, zumindest wenn sich nicht einer dieser praktischen automatischen Kupferrührkessel im Haushalt befindet.
Frisch geröstete Mandeln in bröseliger Schale sind noch handfreundlich beitragend zur guten Süßspeise
Zum letzten Mal gefertigt vor zwei Jahren, Torrone-Rezept hier, war die Ausprobierung überaus gelungen, ein feiner Duft verwöhnt das kostenlose Fitnessprogramm für die Arme und die sehnsuchtsvolle Ausharrung auf das phänomenale Ergebnis belohnt die Wartenden dann ja auch eifrig
Diesmal sollte sich der Aufwand so richtig lohnen, gleiches Rezept aber doppelte Menge bei gleicher Rührerei — Hurra! Besuch geladen, Kochlöffel in die Hand gedrückt und los ging es:
Notration bereits geschälter Mandeln
Frische geröstete Mandeln aus diesjähriger Ernte, deren Schale sich schön bröslig entfernen ließen waren mitgebracht worden und zur Sicherheit für den Fall ungenügender Geschmacksfeinheit auch gleich noch welche ohne die harte Außenschale.
Dann kurz ab in das bereitstehende brodelnde Wasser für eine Minute und dann raus damit und ganz leicht die Schale abrubbeln (Tipp: Nicht den Topf für das noch anstehende Wasserbad benutzen, die braune Farbe prägt sich förmlich ein und erfordert erhöhten Putzaufwand).
Dann ein Kilo wunderbar duftenden Orangenblütenhonig im Wasserbad fast schonend erhitzt und nach schon mal einstimmender reduzierender Tätigkeit dann auch noch 400 ml mit etwas Wasser eingekochte Zuckermasse hinzugegeben und gerührt und gerührt, derweil die Kräfte aufgesplittet und die vergessene doppelte Menge an gesunden Bio-Eiern rasch geordert.
Eisgekühlte Torrone verformt sich ein klein wenig — dafür splittert es besser
Sodann das Eiweiß von 8 Eiern schaumig-fest geschlagen und mit hinzu, eine weißliche Färbung weiß hier den dunklen Honigton ein wenig als mehr zu verdrängen und dann heißt es wirklich mehrere Stunden sanft das Wasser rauszurühren.
Die Gierigkeit in Bezug auf die Menge zeigt hier aber auch die Grenzen der vorhandenen Gerätschaften, war die Rührschüssel im großen Kochtopf beim letzten Mal noch perfekt, so ist nun die Torronerohmasse, der weiße Nougat Italiens, im oberen Bereich nicht ständig unter der Wasserlinie, alleine auf die Hitzetransportfähigkeit des Edelstahls angewiesen, was jetzt zu erhöhter Vorsicht führen muss, um ein Anbrennen zu verhindern.
Irgendwie war die Menge dann auch etwas zuviel, denn es dauerte mindestens gefühlte zwanzig Stunden länger mit der Armtätigkeit während die schicke kulinaria-katastrophalia-Küche sich allmählich in eine duftende Sauna verwandelte.
Irgendwann mitten in der Nacht beschlossen, dass es reichen müsste und ab mit der schon festen Masse, die noch rasch um die Mandeln ergänzt wurde auf das Backpapier, das dummerweise nicht glatt war, sondern ein mehr oder minder einprägsames Wabenmuster aufwies (wenn die Torrone also nicht mit Schokolade oder was auch immer überzogen werden soll darauf achten).
Glatte Marmorplatte stand nicht zur Verfügung — das Wabenmuster hat aber zumindest Waffelanleihen
Am nächsten Morgen dann die Einsicht, dass ein wenig länger Rühren (bestimmt nur 15 Minuten!) auch nicht die schlechteste Tätigkeit gewesen wäre, die Torrone erwies sich als noch einen kleinen Tick zu zergehend, was sich auch auf die Höhe der ausgeschütteten Masse auswirkte, also einfach das Backpapier umgeklappt und wieder eine akzeptable Form erreicht
Dann heißt es warten, mit zunehmender Erwärmung der Küche zeigte sich aber auch, dass ein gewisses Zergehen nicht aufzuhalten war, Aaarrrghhh! Verfluchte Sache, also kurz für ein paar Minuten ab in das Tiefkühlgerät, endlich fester, vielleicht sogar ein bissl zu fest, es splitterte schon, also noch mal warten bis es wieder weicher wurde.
Unter von stöhnenden Klagen getragenen Kraftaufwand den Fladen in mehr oder minder ansehnliche Stücke zerteilt, derweil eingesehen, dass diese wieder kurz tiefgekühlt werden müssen bevor sie gar nicht mehr abgehen von der Unterlage.
Die Verzierkunst geht trendig einher mit den Fließeigenschaften der Couvertüre
Dann in die Massenproduktion eingestiegen, Couvertüre-Zeugs im Wasserbad erhitzt und rasch mit einem Löffel aufgetragen, an kühlem Orte trocknen lassen und die sich wieder klebriger werdenden Stücke abgezogen und die Rückseite ebenfalls versorgt. Profis verwenden natürlich irgendwelche Roste, Gitter oder so Schnickschnack, haben wir aber nicht, muss auch so gehen.
Allerdings zeigte sich alsbald die Schwäche gewisser schokoladenüberzogener Regionen, die Torrone quillte langsam aber sicher aus kleinsten dafür aber wenigen Stellen heraus, ähnlich Basaltprismen, also Flickschusterei ist angesagt, wiederholtes Auftragen der Deckmasse, eine Sisyphusarbeit, bei einigen Stücken von Erfolg gekrönt, bei andern…. na ja.
Nach ein paar Tagen aber schon Fortschritte zu ersehen, die Vulkantätigkeit reduziert sich, die Masse härtet langsam aber sicher aus.
Schicklich geflickte Torrone
Die noch weiche Torrone belohnt aber umso mehr, auf der Zunge zergehend und fast gar nicht an den Zähnen klebend erweist sich das Resultat mit seinen duftenden Aromen nach Orange und Vanille (das Zuckergefäß enthielt noch eine ausgekratzte Vanillestange!) als geradezu prädestiniert sich in wolligste Träume zurückzuziehen.
Ja – genau so muss Torrone nach sich doch überaus lohnender Arbeit schmecken.
Die Berichte über die Erkundung der härteren Konsistenz dann nach guter reiferer Lagerung
Und weil Torroni so schön süßlich sind, muss dazu natürlich noch die entsprechende schmalzige Musik gespielt werden: Guantanamera passend interpretiert von der italienischen Band Banda Bassotti und Lou Watts (Chumbawamba). Das Lied übrigens geht auf einen Gedichtband von José Martí, den kubanischen Nationalschriftsteller und Unabhängigkeitskämpfer, zurück, und wurde von Fernández Díaz vertont und wiederum mit dem Folk-Sänger Pete Seeger („Sag mir, wo die Blumen sind“) ab Ende der 60er in sozialen Bewegungen bekannter.
Statt Klecks ist zur Zeit Krümelei furchtbar angesagt — Immer hübsch auf die neuesten Trends achten!
Von blassorange bis knallig im selben Farbton wurde ja schon eifrig damit gekocht, die lila Version hingegen war bisher noch unbekannt, wusste allerdings selbstredend beim Einkauf zu entzücken für die spätere Verwendung als farbenfrohe Kochkunst, die an diverse jugendlich-leichtsinnige Lebensmittelfarbenversuche erinnerte. Der Geschmack wie eine ganz normale Süßkartoffel, eine frittierte Variante steht noch in Ausprobierung an da erstmal lila Süßkartoffelmatsch auserkoren ward.
Schon geschälte lila Batate (ansonsten sieht sie in etwa so aus wie alle Süßkartoffeln)
Das mildsüßliche durchaus angenehme Ergebnis nach 15 Minuten Kochzeit und Zerstampfung war aber noch verbesserungswürdig, also rasch einen sauren Apfel zerwürfelt und mit einem selbstgetrockneten Lorbeerblatt (das schmeckt noch richtig) in neutralen Öle kurz gebraten und sodann mit bernsteinfarbenen Calvados zweimal abgelöscht, es soll noch leicht die Frische erschmeckbar sein. Irgendwie ging das aber unter, besser obenauf servieren.
Dazu dann irgendetwas Neutraleres im Geschmack, Huhn war da, das wurde in mit zermörserten Szechuanpeffer und schwarzen Pfeffer versehenen Olivenöl angebraten und dann langsam geköchelt, vertrug auch noch ein wenig rosa Wein, kurz vor Schluss auch noch Salz und frisch gedrehten Pfeffer, eine rote geviertelte kleine Zwiebel und ein paar Zuckererbsenschoten, grün (lila ist noch nicht auf dem Markt
Überaus ansprechend, das wird noch anderweitig zu verarbeiten gewusst
Vom Anblick begeistert, der Geschmack allerdings in der Komposition jenseits farblicher Geschmäcker doch ausbaubar. Zu lila Püree passt eigentlich Tofu besser, vielleicht noch in güldenen Sesam gewälzt.
Nur noch bis Donnerstag spät in der Nacht ist übrigens für eifrige Food-Blogs Zeit sich für das diesjährige DFssgF bei Schnuppensuppe zu melden, mitmachen dürfen diesmal alle ernsthaften Essbegeisterten mit leichtem Verpackungswahn. Wie es geht — steht dann da, das macht auch echt Spaß