
Wunderbare orangene Farbgebung erfreut schon mal die Einstimmung
Die Teilnahmeaufforderung für die Kulinarischen Adventskalender-Köstlichkeiten traf perfekt abgestimmt mit der Erntezeit für die Grundlage des 17. kleinen Kalendertürchens zusammen, die schon im erntefrischen Zustand zu begeistern weiß.
Zwar waren Zitrusfrüchte schon letztes Jahr zugegen — aber auch dieses Mal wissen die schönen Früchte ihre feine Eleganz ganz unumwunden zur Schau zu stellen und so freuen wir uns unverfänglichen und wohlausgeglichenen Mandarinello präsentieren zu können!
Limoncello ist ja allgemein bekannt, ein eiskalt zu genießender Limonen-Likör, der gerne zum passenden Abschluss reichhaltiger Kreationen gereicht wird. Die Mandarine allerdings braucht diesem Genuss in nichts nachzustehen — fein und aromatisch, ausgewogener als die etwas mehr den sauren Geschmäckern zugeneigte Schwester, dezent im Ton und doch von so die Erinnerung als Köstlichkeit erfreuend, dass es immer ein Vergnügen ist, sich die Lippen an einem Kühlgelegenheitsraureif zu benetzen, um eiskalten Labsal die Zungengeschmacksknospen berühren zu lassen.
Kaltsüße Frische mit ausgewogenem Aromen und allein schon die wunderbare Farbschöpfungstiefe versetzen die Entzückung über derlei immer wieder in ihren schönen Zustand.

Nach wenigen Minuten triumphiert bereits der farbliche Austauschprozess
Und die häusliche Fertigung ist dabei eine schon während der ganzen tagelang die Aufmerksamkeit im Vorübergehen in Anspruch nehmenden Anteilnahme genügsame Tätigkeit. Anerkennende Blicke, diskrete Inaugenscheinnahme, kurzes Schnuppern und die Gewissheit, dass das was da heranreifen wird alsbald zur Verköstigung anstehen wird. Das Schwierigste ist also die Wartezeit. Davor sind eigentlich nur unwesentliche Vorbereitungen zu treffen.
Zum Markte und frische Mandarinen vom Biostand ordernd — nicht ohne die Vergewisserung prall ausgereifter Qualität — und schön auch, wenn noch putzige Blättchen dranhängen, mal so vom Einkaufserlebnis her
Geschmacklich ist das ja nicht ausschlaggebend. Die strahlenden Augen des schon in herbstlich mummelige Kleidung gehüllten Verkaufspersonals über die süßzarte Versuchung war nicht zu viel versprochen und so wurde weit über Bedarf von den orangefarbigen Früchtchen geordert.
Und wenn sie dann in unserer Küche auf dem Tisch lustig herumkullern, weil vom Spaß besessene WG-Belegschaftbestandsteile gerne Biomandarinentürmchen bauen wollen, aber nicht die Bauturmkunst
fleissiger Obstverkäufer erlernt haben, ist schon mal für die vergnügliche Komponente gesorgt, denn mit traurigen Minen geschälte Mandarinen hervorzubringen das soll doch nicht sein, so die Mär (hier wird gerade über die Schulter gekuckt und gebrabbelt, es soll diesmal nicht so schnulzig klingen und überhaupt klinge das doch irgendwie konstruiert — Hah, diese ungläubige Kostperson hat noch nie Bittermandarinenlikör verkostet, eindeutig!).
Geschält wird mit einem fingerfertig zu gebrauchenden scharfen Messer, wir haben einfach einen TomatenPaprikaoderwiedasTeilheißtSchäler genommen und hauchfeine Streifen von den runden kleinen Mandarinen mit äußerster Fingerspitzfertigkeit gezogen. Kleinere weiße Schalenbestandteile wurden kurzerhand abgekratzt, die sollen da nämlich möglichst nicht mit rein in den hochprozentigen Alkohol, der zur hochgefährlichen süchtigmachenden Spezialität gehört.
Und den zu bekommen war schon eine kleine Odyssee, hat ja kaum noch eine Apotheke (die rühren heute nichts mehr an) und dann die komischen fragenden Blicke, wofür das denn sein solle, vermutlich trifft die Einschätzung, dass damit Sofortvollzug in Dämmerzustand vulgo Koma erreicht werden soll mit vollkommen unnötiger Aufmerksamkeit für jahrhundertealtes Konsumverhalten jüngerer Bevölkerungskreise zusammen und die angebotliche 200 ml Menge unsererseits nur ungläubiges Staunen und die Fragestellung, wie denn mit sowas bitteschön Likör zu fertigen sei.
Weitere Erörterungen sind dann aus taktischen Erwägungen bei Inerfahrungbringen der preislichen Vorstellungen schnell sein gelassen worden. Ok, dann einen Rundruf starten und schwubbs gleich bei der nächsten Möglichkeit waren äußerst günstige Konditionen für die genau richtige Menge zu erreichen. In Italien gibt es diese Alkoholflaschen übrigens im Supermarkt.
Phantastischerweise war zu beobachten, dass es dann wohl auch einen Grund hatte, dass nah an die 100 Prozent kommende Flüssigkeiten nicht zur allgemeinen Handhabe zur Verfügung stehen. Innerhalb von 10 Minuten begann sich eine intensive Orange-Färbung einzustellen und die Aromaessenzen setzten sich sichtlich wohlfühlend in der sicherheitshalber in einem Glas deponierten Flüssigkeit durch.
Das muss dann eine Woche bis zehn Tage mindestens — unter neugierigen Blicken und angeberischen den Besuch unter die Nase reibenden Nutzinformationen, dass es alsbald was ganz Köstliches gebe — ziehen und dabei wird sich verkniffen eine Stange Zimt hinzuzufügen (obwohl das auch geht).

Und dann kommt der große Moment: Raus mit den deutlich an Farbe verlorenen hart gewordenen Schalen, die vielleicht noch zweckmäßig als Deko eingesetzt werden könnten, aus der duftenden aber dennoch deutlich wahrnehmbar reichlich prozentigen Flüssigkeit.
Währenddessen wird Zucker in Wasser kurz aufgekocht. Wie genau dies geschehen soll, darüber streiten sich seit Jahrhunderten ganze Familienzweige, was zu erquicklichen Studien über Gewohnheitsrechte führt, die aber auch bei einem Glas eiskalten servierten Mandarinello, umso schöner zu studieren sind. Die einen wollen eine eher sirupartige Konsistenz, schön süß und kalt, die anderen wollen der Frucht den tonangebenden Einfluss in der Mischung zugutekommen lassen und bevorzugen eine flüssigere Variante.
Das schöne ist, dass das Getränk es Niemanden übel nimmt, dessen Hinwendung zur einen oder anderen Seite nicht mit Eindeutigkeit getroffen werden möchte. Es kann nämlich nach Belieben abgeschmeckt werden und wenn es zuviel Süße ist wird halt noch ein wenig Wasser hinzugefügt und umgekehrt. Noch in derlei Dingen unerfahrenen LikörverköstlerInnen wird empfohlen kleinere Probemischungen anzufertigen und zu krendenzen. Setzt Geschrei und Tumult ein, war die Mischung genau richtig.

Wir zumindest haben auf einen Blick erkannt, dass 600 Gramm Zucker auf 1,4 Liter Wasser durchaus ausreichend sein dürften, um das Mandarinenaroma noch zur vollen Entfaltung bringen zu lassen und dennoch die likörliche Grundrichtung nicht ins Abseits zu stellen.
Zu dieser Mischung wird dann nach dem Abkühlen also der eine Liter Mandarinenalkohol hinzugefügt und dann in dekorative Flaschen gefüllt. In Italien wird sich nicht so umfassend bemüht, eine einfache Plastikflasche kommt hier öfters originell zum Einsatz.
Und dann muss es schnell gehen — ab in das Tiefsttemperaturen zugeneigte Fach und dann heißt es warten, eiskalt soll das Vergnügen sein und so eine Eisschicht wäre mal so rein von photodokumentarischen Standpunkt aus gesehen auch nicht ohne. Zwar die Sonne verpasst, aber schließlich wird Mandarinello grundsätzlich des Abends verkonsumiert damit am nächsten Tage über etwaige Nebenerscheinungen ausführlichst Bericht erstatten werden kann, um kundzutun, dass solcherlei Versuchung zukünftig Stand gehalten werde.
Die Genussfreude bringt deshalb nur einen Ausruf: Sehr Köööstlich!

Mandarinello eisgekühlt
Zutaten:
12 Bio-Mandarinen-Schalen (wirklich Bioware nehmen, die sind einfach aromatischer, schmecken besser und die Schale ist mit Garantie nicht gespritzt und behandelt)
1 Liter Alkohol, sehr, sehr hochprozentig
600-700 Gramm Zucker
1,4 Liter Wasser
So wird es gemacht (Kurzversion):
Mandarinen schälen (das weiße Zeug muss weg), Schalen in dem Alkohol mindestens eine Woche ziehen lassen bis orangearomaartige Wohlgerüche ihre Wirkung kundgetan haben.
Zuckerwasser aufkochen, abkühlen lassen und zusammenmischen mit entschalten Alkoholika und tiefkühlen. Sodann Mandarinenlikör eiskalt am besten in geeisten Gläsern servieren und Lob einheimsen. Bei übermäßigem Genuss den nächsten Tag einfach freinehmen.
Und zu gewinnen gibt es übrigens auch etwas. Im Kochtopf-Blog warten hoffentlich ganz schwierige Fragen
auf die Lösung, aber erst am 24. — der traditionell größten Tür. Und nun noch viel Spaß mit den anderen Überraschungen!